Seelen-Genuss: Selbstgekochtes für mehr Wohlbefinden

 

Obwohl man sich nicht immer dazu motivieren kann, den Kochlöffel zu schwingen, profitieren doch Körper und Psyche gleichermaßen von selbstgekochten Speisen.

In der Früh auf dem Weg zur Arbeit einen Kaffee to go schlürfen und dazu schnell ein Kipferl verspeisen, in der Mittagspause gehetzt ein paar Bissen würzige Thai-Nudeln vom Asiaten nebenan verschlingen und abends die Pizza bestellen. Wir alle kennen das Phänomen, im stressigen Alltag kaum Zeit für den achtsamen Genuss unserer Nahrungsmittel zu haben geschweige denn abends nach einem langen Tag im Büro noch ausschweifend und gesund kochen zu wollen. Immerhin stehen uns mittlerweile unzählige Möglichkeiten zur Verfügung, uns schnell und günstig wohlschmeckendes Essen zu besorgen – ob nun die zahlreichen Fertiggerichte im Supermarkt oder das gigantische Lieferdienst-Angebot an nationalen und internationalen Speisen. Und wenn man dazu auch über ein mangelndes Repertoire an kreativen Ideen zur Speisenzubereitung verfügt oder aus fehlendem Interesse gar nicht kochen kann bzw. möchte, scheint es durchaus sinnvoll, sich der eben erwähnten Möglichkeiten zu bedienen, den Hunger zu stillen.

Dabei ist der Verzehr von selbst zubereiteten Speisen wesentlich gesünder.

Auch wenn viele von sich behaupten, über mangelnde Kochkünste zu verfügen, so lohnt es sich doch, sich intensiver damit auseinanderzusetzen, denn wenn man sich die Zeit nimmt, Essen selbst zuzubereiten, lebt man auch gesünder.1 „Wer selbst kocht, weiß auch am besten, woraus die Speisen bestehen“2, wie es in einem Artikel des Vereins zur Förderung von Ernährungsinformation ‚forum. ernährung heute‘ heißt. Denn viele Fertiggerichte enthalten Geschmacksverstärker und Konservierungsstoffe, ungesunde Transfette, zusätzlichen (versteckten) Zucker und meistens auch zu viel Salz.3 Bereite man das Essen jedoch selbst zu, so habe man auch die Kontrolle darüber, was verarbeitet werde und schließlich im Kochtopf lande, so die in Wien tätige Ernährungswissenschaftlerin Marlies Gruber.4

Des Weiteren hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung festgestellt, dass jene, die selbst kochen, öfter Obst und Gemüse verzehren und gleichzeitig der Konsum von Süßigkeiten und Snacks einschränken. Angenommen wird, dass dies mit einem ausgeprägteren Bewusstsein für gesunde Ernährung zusammenhänge und auch mehr Wissen dazu bestehe. Somit lautet auch das Resümee, dass häufiges Kochen eine intensivere Beschäftigung mit Lebensmitteln mit sich bringe.5

Selbst zu kochen hat somit nicht nur den Vorteil, dass man sich mit großer Wahrscheinlichkeit gesünder ernährt, sondern nimmt auch unmittelbaren Einfluss auf das eigene Wohlbefinden.

Denn Kochen tut der Seele gut.

Das Kochen an sich sowie der Verzehr der Speise schafft unter anderem Struktur im Alltag: Wird täglich zur selben Zeit gekocht und im Anschluss gegessen, entsteht durch das Ausführen der gewohnten Tätigkeit so auch eine Routine, die schließlich ein Gefühl von Sicherheit verschafft. Und bereits in der Steinzeit dienten 3 Mahlzeiten täglich – jeweils morgens, mittags und abends – dazu, Struktur zu generieren. Es ist somit nicht verwunderlich, dass viele auch heute noch ein solches Modell verfolgen.6

Des Weiteren unterstützt Kochen die eigene Kreativität: Durch das Ausprobieren neuer Gerichte und die immer wieder neuartige Kombination diverser Lebensmittel weicht man zwar von bekannten Strukturen wie beispielsweise von einem Rezept ab, lässt dadurch aber wieder etwas Neues entstehen.7 Häufiges Kochen kann außerdem dabei helfen, Stress abzubauen, denn die Küchenarbeit wie zum Beispiel das Schneiden von Kräutern oder Gemüse hat eine latent beruhigende Wirkung und ermöglicht es, kreisende Gedanken zu stoppen, da man sich auf den Kochvorgang an sich konzentriert.8 Nicht zuletzt fördert das Kochen zusammen mit Familie oder Freund*innen und das anschließende Essen den sozialen Austausch untereinander und kann so auch zu einem wohltuenden kommunikativen Ereignis werden.9

Achtsam genießen

Und der Kochvorgang macht sich spätestens beim Verzehr der Speisen bezahlt: Psycholog*innen von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich haben anhand einer Studie nämlich festgestellt, dass die selbst zubereiteten Gerichte besser schmecken als jene Mahlzeiten, die von anderen gekocht bzw. gekauft wurden. Angenommen wird, dass zum einen der Aufwand der Zubereitung bereits Einfluss auf das Geschmacksempfinden nehme, weswegen das Urteil weniger kritischer ausfalle. Zum anderen habe man sich während der Zubereitung bereits intensiv mit den Lebensmitteln auseinandergesetzt und könne so auch besser beurteilen, ob gesunde oder ungesunde Zutaten verarbeitet worden seien.10

Wichtig ist vor allem, dass das Essen intensiv genossen, also mit allen Sinnen erfasst wird. Abgesehen davon, dass der Geschmack auf diese Art und Weise bewusst wahrgenommen wird11 und infolgedessen emotionales Wohlbefinden eintritt12, fördert der aufmerksame Verzehr vor allem die Balance zwischen Kopf und Körper: Sättigungssignale können besser erfasst werden, wodurch ein übermäßiger Speisenkonsum, wie es häufig bei Ablenkung der Fall ist, vermieden wird.13

Koch- und Küchen-Tipps für den Alltag

Auch wenn von sich nun behauptet wird, nicht kochen zu können, bzw. Alleinstehende der Ansicht sind, der Aufwand einer selbst zubereiteten Speise lohne sich nicht, sollten doch die eben genannten Vorzüge des Kochens ausschlaggebend dafür sein, sich des Öfteren in der Küche auszuprobieren und die Kochfertigkeiten zu schulen. Einige hilfreiche Tipps und Tricks können dabei das Kochen im Alltag erleichtern:14

  • Mahlzeiten im Voraus planen
    Wenn man sich früh genug Gedanken darüber macht, was man in den nächsten Tagen kochen möchte, können sämtliche Lebensmittel, die man dafür benötigt, rechtzeitig gekauft bzw. vorbereitet werden.
  • Einfache und schnelle Gerichte zubereiten
    Mittlerweile finden sich im Internet zahlreiche Rezepte zu schnellen, einfachen und gleichzeitig gesunden Speisen für den Feierabend. Hier gilt es, einfach Neues auszuprobieren.
  • Mehrere Portionen kochen
    Auch wenn man alleine lebt, können zahlreiche Speisen wie Suppen, Eintöpfe oder Beilagen wie Reis oder Kartoffeln noch am nächsten Tag hervorragend erwärmt werden. Und das Einfrieren von Speisen nach der Zubereitung ermöglicht es, an stressigen Tagen Selbstgemachtes schnell aufzutauen und zu verspeisen.
  • Lebensmittel vorrätig haben
    Viele Zutaten lassen sich sehr gut über einen längeren Zeitraum lagern. Wenn die Vorratskammer gut gefüllt ist, können rasch verschiedenste Gerichte zubereitet werden. Und auch pures Tiefkühl-Gemüse und -fisch eignen sich gut zum Einfrieren.
  • Das richtige Küchenwerkzeug auswählen
    Bei der Anschaffung diverser Utensilien sollte darauf geachtet werden, dass sie leicht zu reinigen oder gar spülmaschinengeeignet sind. Das erleichtert das Aufräumen der Küche nach dem Essen.

Unbestritten sind somit die Vorteile des Kochens auch nach einem stressigen Tag im Büro. Die Beschäftigung mit (gesunden) Lebensmitteln im Speziellen und die Speisenzubereitung im Allgemeinen bieten die Möglichkeit, Stress abzubauen, aber gleichzeitig kreativ zu sein, und fördern die Kommunikation, wenn gemeinsam gekocht wird. Wenn das Essen sodann zum Verspeisen bereitsteht und mit Achtsamkeit genossen wird, entsteht schließlich auch allgemeines Wohlbefinden. Es lohnt sich also in vielerlei Hinsicht, den Kochlöffel öfter zu schwingen.

 


1 Vgl. APA-OTS: Küchen-Tipps: Wer selbst kocht, lebt gesünder. Veröffentlicht am 15.05.2020.
URL: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20200515_OTS0033/kuechen-tipps-wer-selbst-kocht-lebt-gesuender-foto [Stand: 09.09.2021].

2 Rudolph, Elisabeth: Rand an den Herd! In: forum-ernaehrung.at. Veröffentlicht am 10.01.2017.
URL: https://www.forum-ernaehrung.at/artikel/detail/news/detail/News/ran-an-den-herd/ [Stand: 09.09.2021].

3 Vgl. o.A.: Selbst kochen: So einfach und schnell geht es. In: nrd.de. Veröffentlicht am 21.02.2021.
URL: https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Selbst-kochen-So-einfach-und-schnell-geht-es,einfachkochen100.html [Stand: 09.09.2021].

4 Vgl. Zoidl, Franziska: Im Lockdown ins Kochen kommen. In: derstandard.at. Veröffentlicht am 08.11.2020.
URL: https://www.derstandard.at/story/2000119448609/im-lockdown-ins-kochen-kommen [Stand: 09.09.2021].

5 Vgl. Rudolph, Elisabeth: Die Renaissance der Kochkunst. In: forum-ernaehrung.at. Veröffentlicht am 02.08.2017.
URL: https://www.forum-ernaehrung.at/artikel/detail/news/detail/News/die-renaissance-der-kochkunst/ [Stand: 09.09.2021].

6 Vgl. Sperr, Elisabeth: Kochen: ein Feuer für die Evolution. In: forum-ernaehrung.at. Veröffentlicht am 27.04.2020.
URL: https://www.forum-ernaehrung.at/artikel/detail/news/detail/News/kochen-ein-feuer-fuer-die-evolution/ [Stand: 09.09.2021].

7 Vgl. Rubner, Jeanne/Alvarez, Constanze: Wie entsteht Kreativität? In: BR Wissen. Veröffentlicht am 28.12.2020.
URL: https://www.br.de/wissen/neuropsychologie-kreativitaet-gehirn-100.html [Stand: 09.09.2021].

8 Vgl. Mehner, Kathrin: Die 10 besten Stresskiller. In: gesundheit.de. Veröffentlicht am 09.04.2021.
URL: https://www.gesundheit.de/medizin/psychologie/stress/die-10-besten-stresskiller [Stand:

9 Vgl. Rudolph, Elisabeth: Rand an den Herd!
URL: https://www.forum-ernaehrung.at/artikel/detail/news/detail/News/ran-an-den-herd/ [Stand: 09.09.2021].

10 Vgl. red: Warum selbstgekochtes Essen einfach besser schmeckt. In: derstandard.at. Veröffentlicht am 05.01.2016.
URL: https://www.derstandard.at/story/2000028520466/warum-selbst-gekochtes-essen-einfach-besser-schmeckt [Stand: 09.09.2021].

11 Vgl. Gruber, Marlies: Im Hier und Jetzt. In: forum-ernaehrung.at. Veröffentlicht am 11.10.2018.
URL: https://www.forum-ernaehrung.at/artikel/detail/news/detail/News/im-hier-und-jetzt/ [Stand: 09.09.2021].

12 Vgl. Gruber, Marlies / Trescher, Thomas / Niemann, Julia: Wie uns Essen glücklich macht. In: falstaff.at. Veröffentlicht am 26.02.2021.
URL: https://www.falstaff.at/nd/wie-uns-essen-gluecklich-macht-1/ [Stand: 09.09.2021].

13 Vgl. Gruber, Marlies: Im Hier und Jetzt.
URL: https://www.forum-ernaehrung.at/artikel/detail/news/detail/News/im-hier-und-jetzt/ [Stand: 09.09.2021].

14 Vgl. Rudolph, Elisabeth: Rand an den Herd!
URL: https://www.forum-ernaehrung.at/artikel/detail/news/detail/News/ran-an-den-herd/ [Stand: 09.09.2021] und
vgl. o.A.: Selbst kochen: So einfach und schnell geht es.
URL: https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Selbst-kochen-So-einfach-und-schnell-geht-es,einfachkochen100.html [Stand: 09.09.2021]

Bildhinweis: Adobe Stock

Veröffentlicht am: 20.10.2021