Gut gemacht!

 

Lobende Worte sorgen nicht nur für ein gutes Gefühl, sondern können auch dazu motivieren, weiterhin über sich hinauszuwachsen. Doch bei Wertschätzung gilt, sie richtig zu verpacken.

Kritische Worte fallen uns leichter als lobende, sowohl im beruflichen als auch privaten Kontext. Keinesfalls verwunderlich, wie der deutsche Diplom-Psychologe und Wirtschaftspsychologie-Experte Florian Becker meint, denn „[w]ir sind eine Fehlerkultur. Bei uns wird immer gesagt, was jemand falsch macht, was nicht gut ist“1. Er appelliert jedoch: „Es ist wichtig, einen Wandel reinzubringen und auf die Stärken zu schauen“2. Anstatt also nur auf Fehler zu achten, sollten stattdessen Lob und Anerkennung im Vordergrund stehen.

Lob vs. fehlende Anerkennung

„Neurobiologische Studien zeigen, dass nichts das Motivationssystem so sehr aktiviert, wie von anderen gesehen und sozial anerkannt zu werden“3, wie der Freiburger Medizinprofessor Joachim Bauer erklärt. Und im Umkehrschluss: Werden Menschen für ihre Leistungen und Taten nicht anerkannt, steigen Unzufriedenheit, Antriebslosigkeit und Nachlässigkeit. Schließlich erhöht dieser emotionale Stress vor allem im beruflichen Kontext das Risiko, ein Burn-out zu entwickeln.4 Lob und Anerkennung hingegen gelten als die wichtigsten Motivationsinstrumente und befriedigen das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung. Durch die entgegengebrachte Wertschätzung steigen das Selbstbewusstsein und damit einhergehend das allgemeine Wohlbefinden.5

Ein Lob mit positiven Folgen

Daneben ergeben sich für die Person, welche das Lob ausspricht, einige Vorteile, wenn Wertschätzung offen kommuniziert wird:6

  • Gewünschtes Verhalten auslösen und verstärken
    Erwarten die Mitmenschen, insbesondere im Arbeitsumfeld, Lob und Anerkennung, werden sie entsprechend agieren, um dieses zu erhalten. Und ist das Lob für eine Tätigkeit oder ein Projekt ausgesprochen, versucht das Umfeld, nachfolgende Aufgaben ebenso gut bzw. sogar noch wirkungsvoller auszuführen.
  • Lerneffekte
    Fallen die lobenden Worte in Form eines Feedbacks ausführlicher aus – was wurde besonders gut gemacht und warum –, werden die hervorgehobenen Leistungen und Arbeitsschritte bei zukünftigen Tätigkeiten wieder (verstärkt) abgerufen.
  • Lob wird immer gerne gehört
    Auch wenn anerkennende Worte häufiger ausgesprochen werden, verfehlen sie nicht ihre Wirkungsweise. Eine Studie der TU München hat sogar gezeigt, dass Lob und Anerkennung im beruflichen Umfeld motivierender auf die Arbeit wirken können als Leistungsprämien oder Bonuszahlungen.7 Dennoch – es gibt ein Zuviel, denn wenn beispielsweise Kinder ständig und für jedes Verhalten in den höchsten Tönen und unspezifisch von den Eltern gelobt werden, kann das Kind irgendwann nicht mehr erkennen, welche Leistung nun tatsächlich außergewöhnlich war. Vor allem mit zunehmendem Alter fällt es dann schwer, ein normales Leistungsniveau von einem sehr guten zu unterscheiden.8

Im Allgemeinen ist festzuhalten: Lob, vor allem von Arbeitgeber*innen, führt nach wissenschaftlichen Erkenntnissen zu einer Steigerung der Produktivität um 20 %.9 Es lohnt sich also für beide Seiten – die Person, die lobt, und die Person, welche gelobt wird –, von diesem Motivationsfaktor regelmäßiger Gebrauch zu machen. Doch auch beim Loben kann eine positive Wirkungsweise verfehlt werden.

Gute Leistung anerkennen – aber richtig

Versteckte Kritik, herablassend, unspezifisch: Ist man mit der richtigen Methodik des Lobens nicht vertraut, kann ein vermeintliches Lob auch für Missfallen sorgen. Deswegen gilt es, grundlegende Regeln zu beachten:10

  • Authentizität
    Wird ein Lob nicht von Herzen ausgesprochen – beispielsweise, weil man mit der Anerkennung nur ein strategisches Ziel verfolgt –, nimmt dies die zu lobende Person wahr. Wenn man nicht wirklich aus Überzeugung loben kann, sollte man darauf verzichten.
  • Beschreiben
    Ein einfaches Lob wie „Gut gemacht“ ist für die Person, die das Lob erhält, zu ungenau. Erläutert man hingegen, was im Detail gut gemacht wurde, zeigt das, dass Leistungen gesehen/gehört werden. Außerdem wird die Person auch beim nächsten Mal darauf achten, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln das Leistungsniveau zu halten, sogar zu überbieten.
  • Respektvoll loben
    Unter gleichwertigen Partner*innen sollte man darauf achten, der anderen Person Lob auf Augenhöhe entgegenzubringen und nicht herablassend zu wirken.
  • Individuell wertschätzen
    Vergleiche zwischen einzelnen Personen zu ziehen, muss unbedingt vermieden werden. So verdient beispielsweise ein*e 1er-Schüler*in nicht zwingend mehr Anerkennung als ein*e andere*r, der*die sich durch intensives Lernen um eine Note verbessert hat. Die individuelle Leistung steht im Vordergrund und muss anerkannt werden.
  • Gerechtigkeit gegen Unmut
    Lobt man nur eine Person, beispielsweise die Projektleitung, vergisst man dabei jedoch auf das Team dahinter, wird dies für Missfallen unter den Mitarbeitenden sorgen. Angebracht ist es, sämtliche Leistungsträger*innen wertzuschätzen, nicht nur deren stellvertretende Person.
  • Kritik vermeiden
    Ein Lob gleichzeitig mit Kritik auszusprechen, schmälert die Anerkennung und wird für einen faden Beigeschmack bei der Person sorgen, die gelobt wird. Wertschätzung soll also nur ausgesprochen werden, wenn sie nicht einschränkend ist.

Einer der wichtigsten Punkte, wenn es ums Loben geht: Wenn Lob angebracht ist, dieses aber nicht ausgesprochen wird, kann dies – wie bereits erläutert – dazu führen, dass Demotivation entsteht. Es gilt also jedenfalls, gute Leistungen wertzuschätzen und dies unter Berücksichtigung der angeführten Punkte zu kommunizieren.11 Becker fasst sämtliche Vorteile des Lobens treffend zusammen: „Das Tolle am Lob ist, dass man es eigentlich bei jedem einsetzen kann. Es kostet uns nur ein bisschen Zuschauen, ein paar Gedanken, etwas Zeit. Und es ist sehr, sehr motivierend“12. Bemerken wir besondere Tätigkeiten – im Arbeitsumfeld sowie im privaten Rahmen –, sollten wir diese auch anerkennen und zum Ausdruck bringen, denn damit sorgen wir für positive Gefühle bei der Person, die gelobt wird, und ermuntern sie indirekt weiterhin dazu, entsprechende Handlungen zu setzen.

 


1 Stronczyk, Steffi: Psychologe Becker: „Loben baut Selbstvertrauen auf“. In: swr.de. Veröffentlicht am 24.11.2022.
URL: https://www.swr.de/swr1/rp/programm/psychologe-becker-loben-baut-selbstvertrauen-auf-100.html [Stand: 07.11.2023].

2 Stronczyk, Steffi: Psychologe Becker: „Loben baut Selbstvertrauen auf.
URL: https://www.swr.de/swr1/rp/programm/psychologe-becker-loben-baut-selbstvertrauen-auf-100.html [Stand: 07.11.2023].

3 Zeug, Katrin: Süchtig nach Anerkennung. In: zeit.de. Veröffentlicht am 09.07.2013.
URL: https://www.zeit.de/zeit-wissen/2013/04/psychologie-soziale-anerkennung/komplettansicht [Stand: 07.11.2023].

4 Vgl. Zeug, Katrin: Süchtig nach Anerkennung.
URL: https://www.zeit.de/zeit-wissen/2013/04/psychologie-soziale-anerkennung/komplettansicht [Stand: 07.11.2023].

5 Vgl. Becker, Florian: Lob: Richtig loben für maximale Wirkung. In: wpgs.de.
URL: https://wpgs.de/fachtexte/lob-richtig-loben/ [Stand: 07.11.2023] und
vgl. Zeug, Katrin: Süchtig nach Anerkennung.
URL: https://www.zeit.de/zeit-wissen/2013/04/psychologie-soziale-anerkennung/komplettansicht [Stand: 07.11.2023].

6 Vgl. Becker, Florian: Lob: Richtig loben für maximale Wirkung.
URL: https://wpgs.de/fachtexte/lob-richtig-loben/ [Stand: 07.11.2023].

7 Vgl. Kruthaup, Kristin: Die Kunst des Lobens will gelernt sein. In: welt.de. Veröffentlicht am 13.02.2014.
URL: https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article124827673/Die-Kunst-des-Lobens-will-gelernt-sein.html [Stand: 07.11.2023].

8 Vgl. Bartens, Werner: Warum viel Lob ungesund ist. In: sueddeutsche.de. Veröffentlicht am 07.05.2017.
URL: https://www.sueddeutsche.de/leben/psychologie-warum-viel-lob-ungesund-ist-1.3493318 [Stand: 07.11.2023].

9 Vgl. Stronczyk, Steffi: Psychologe Becker: „Loben baut Selbstvertrauen auf.
URL: https://www.swr.de/swr1/rp/programm/psychologe-becker-loben-baut-selbstvertrauen-auf-100.html [Stand: 07.11.2023].

10 Vgl. Borgeest, Bernhard: (Auf)richtig loben. In: focus.de. Veröffentlicht am 29.07.2014.
URL: https://www.focus.de/finanzen/karriere/management/motivation/auf-richtig-loben-immer-ehrlich_id_2147363.html [Stand: 07.11.2023] und
vgl. Becker, Florian: Lob: Richtig loben für maximale Wirkung.
URL: https://wpgs.de/fachtexte/lob-richtig-loben/ [Stand: 07.11.2023].

11 Vgl. Becker, Florian: Lob: Richtig loben für maximale Wirkung.
URL: https://wpgs.de/fachtexte/lob-richtig-loben/ [Stand: 07.11.2023].

12 Stronczyk, Steffi: Psychologe Becker: „Loben baut Selbstvertrauen auf.
URL: https://www.swr.de/swr1/rp/programm/psychologe-becker-loben-baut-selbstvertrauen-auf-100.html [Stand: 07.11.2023].

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Veröffentlicht am: 29.11.2023