Eine lebenslange Freundschaft
Sie benötigen viel Aufmerksamkeit, um sich umfassend wohlzufühlen, bereichern im Gegenzug aber auch unser Leben immens – Hunde. Warum besteht gerade zwischen Mensch und Hund eine so innige Verbundenheit, die so positiv auf uns und unsere psychische Gesundheit wirkt?
Des Menschen bester Freund; so sagt man, wenn die Rede von tierischen Mitbewohnern bzw. Familienmitgliedern in Form von Hunden ist. Und die gemäß einer Erhebung aus dem Jahr 2019/2020 in österreichischen Haushalten lebenden 629.120 Hunde erfreuen die Besitzer*innen durchschnittlich 10 bis 15 Jahre lang in mehrfacher Hinsicht: Sie verbessern die körperliche und psychische Gesundheit.1
Hunde als ideale Fitnesstrainer
Mehrere Studien belegen nämlich zunächst, dass Hundehalter*innen nicht nur länger fit bleiben, sondern auch eine höhere Lebenserwartung haben, was unter anderem auf die regelmäßigen Spaziergänge mit den Vierbeinen zurückzuführen ist. Und weil Hunde ebendiese Spaziergänge bei jeder Witterung einfordern, tragen sie zur Stärkung des Immunsystems und der Herzgesundheit im Allgemeinen bei.2 Es verwundert somit nicht, dass Hundebesitzer*innen gemäß weiteren Untersuchungen weniger oft Ärztinnen*Ärzte aufsuchen müssen, seltener unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, weniger häufig krank werden als Menschen ohne Hund und ebenso bessere Heilungschancen im Falle von Krankheiten haben.3 Was Forscher*innen zudem festgestellt haben – Hunde wirken nicht nur aus den eben genannten Gründen positiv auf die körperliche Gesundheit, sondern bringen auch zahlreiche Vorteile für die Aufrechterhaltung und Förderung der psychischen Gesundheit mit sich.
Tierische Stresshemmer
Eine neuere Studie gab mittels bildhafter Darstellung der elektrischen Aktivität im Gehirn Aufschluss darüber, wie diverse Tätigkeiten mit den Vierbeinern auf die menschliche Psyche wirken: Sogenannte Alpha-Wellen im Gehirn nahmen bei den Proband*innen dann zu, wenn mit Hunden gespielt oder ein Spaziergang mit ihnen unternommen wurde, was auf entspannte Wachheit schließen lässt. Wurden Hunde hingegen gestreichelt oder umarmt, dann nahmen Beta-Wellen zu, die auf eine erhöhte Konzentration hindeuten. Im Allgemeinen reduzierte jeglicher Kontakt mit dem Hund – ob Spielen, Gassigehen oder Streicheln – den Stresslevel; gleichzeitig zeigten die Messwerte, dass die Entspannung, Aufmerksamkeit und Kreativität der Proband*innen gefördert wurde. Und die persönliche Einschätzung der Testpersonen bestätigt die ermittelten Daten: Man würde sich wesentlich weniger müde, deprimiert und gestresst fühlen.4
Was schon lange als gesichert gilt: Die Beschäftigung mit dem Hund fördert die Ausschüttung diverser Glückshormone. Schon 15 Minuten Spielzeit genügen, um Dopamin und Serotonin vermehrt freizusetzen. Wir fühlen uns demnach nicht nur entspannt, sondern auch glücklich und zuversichtlicher. Ein weiteres Hormon, das alleine schon beim Augenkontakt mit einem Hund oder beim Streicheln und Herzen des Haustieres ausgeschüttet wird, ist Oxytocin, das besser als ‚Kuschelhormon‘ bekannt ist. Der Effekt: Die Bindung zwischen Mensch und Tier wird verstärkt und das gegenseitige Zugehörigkeitsgefühl steigt.5
Dem Tag Struktur geben
Wesentlich für die psychische Gesundheit ist außerdem ein strukturierter Tag – und vor allem Hunde würden uns regelrecht „zu einem regelmäßigen Tagesablauf zwingen“6, sagt der österreichische Biologe und Verhaltensforscher Kurt Kotrschal. Regelmäßiges Spielen mit dem Haustier, Füttern, Gassigehen und Schmusen – das alles planen wir als tägliche Fixpunkte ein und mit diesen „routinemäßig durchgeführten Tätigkeiten weiß man genau, was einen erwartet“7, erklärt der in Linz tätige Psychotherapeut Gerd Schmid. Und diese Fixpunkte geben Stabilität und Sicherheit.8
Hunde gegen Einsamkeit und für mehr soziale Offenheit
Die Beschäftigung mit dem Hund wirkt zudem Einsamkeitsgefühlen entgegen: „Sie [Anm.: Hunde] geben uns Menschen das Gefühl, gebraucht zu werden“9. Insbesondere Menschen, die alleine leben oder keine Angehörigen haben, haben so einen treuen Begleiter an der Seite. Und die „vorbehaltlose Liebe tut unserer Seele einfach gut – vor allem, wenn wir das im zwischenmenschlichen Kontakt vermissen“10, wie die deutsche Psychologin Silke Wechsung erklärt.
Die tierischen Freunde haben aber nicht nur einen positiven Effekt hinsichtlich der Bekämpfung von Einsamkeit, sondern helfen auch noch dabei, neue Kontakte zu knüpfen: „Hunde sind soziale Katalysatoren“11, sagt Wechsung, denn „Menschen kommen durch Hunde ins Gespräch mit anderen Menschen“12, erläutert sie weiter. Die Besitzer*innen werden durch den Hund nämlich praktisch dazu gezwungen, die Wohnung zu verlassen, wodurch sich die Chancen dahin gehend erhöhen, beim Gassigehen auf andere Hundebesitzer*innen zu treffen und so neue Bekanntschaften zu schließen. Außerdem wirken Menschen mit Haustieren sympathischer auf andere, was das eigene Selbstbewusstsein stärkt.13
Des Menschen bester Freund
Nicht zuletzt – „Hunde sind sehr gut darin, Menschen zu lesen“14, erklärt die an der Universität Linköping in Schweden tätige Zoologin Lina Roth. Sie erkennen, in welcher Gemütsverfassung wir uns befinden, reagieren unmittelbar darauf und zeigen große Empathie, indem sie ihr Verhalten an jenes des Menschen abstimmen. Und eben diese „[g]emeinsame[n] Gefühlserfahrungen sind das, was die Einheit aus Hund und Mensch zusammenhält“15, sagt Marc Bekoff, emeritierter Professor für Ökologie und Evolutionsbiologie der University of Colorado.
All diese positiven Wirkungsweisen von Hunden auf deren Besitzer*innen den Körper und insbesondere die Psyche betreffend – angefangen von einem erhöhten Fitnesslevel und allgemein besseren körperlichen Gesundheitszustand im Vergleich zu Personen, die keinen Hund als Haustier haben, über einen stressreduzierenden Effekt und positive Gemütslagen aufgrund der Ausschüttung von Glückshormonen bis hin zu einer tagesstrukturierenden Wirkung und zur Bekämpfung von Einsamkeit bzw. Unterstützung beim Knüpfen von neuen Kontakten – lassen Kotrschal nur zu einem Schluss kommen: „Wir sind für ein Leben mit Hunden ausgelegt“16.
1 Vgl. Statistik Austria: Haustiere in Österreich. In: statistik.at. Veröffentlicht am 12.12.2023.
URL: https://www.statistik.at/fileadmin/pages/340/ke19_haustiere_korr.pdf [Stand: 03.10.2024] und
vgl. Weishaupt, Marina: Lebenserwartung: Wie alt wir mein Hund? In: nationalgeographic.de. Veröffentlicht am 16.02.2024.
URL: https://www.nationalgeographic.de/tiere/2024/02/lebenserwartung-haustier-alter-wie-alt-wird-mein-hund [Stand: 03.10.2024].
2 Vgl. DFV – Deutsche Familienversicherung AG: Treuer Begleiter: Warum Hunde gut für die Seele sind. In: dfv.at. Veröffentlicht am 20.05.2022.
URL: https://www.dfv.at/versicherungen/tierkrankenversicherung/hundekrankenversicherung/ratgeber/artikel/treuer-begleiter-warum-hunde-gut-fuer-die-seele-sind/ [Stand: 03.10.2024].
3 Vgl. Souron, Stephanie: Nie mehr ohne Hund: So schützt ein Haustier Körper und Psyche. In: stern.de. Veröffentlicht am 19.10.2021.
URL: https://www.stern.de/gesundheit/gesund-leben/nie-mehr-ohne-hund–so-schuetzt-das-haustier-koerper-und-psyche-9332872.html [Stand: 03.10.2024] und
vgl. Knecht, Michaela: Des Menschen bester Freund. In: psychologie.uzh.ch.
URL: https://www.psychologie.uzh.ch/de/bereiche/dev/lifespan/erleben/berichte/hund.html [Stand: 03.10.2024].
4 Vgl. Beer, Romana: Hunde sind gut für die Psyche. In: science.orf.at. Veröffentlicht am 14.03.2024.
URL: https://science.orf.at/stories/3224004/ [Stand: 03.10.2024].
5 Vgl. Hoffmann, Solvejg: Im Gehirn messbar: Interaktion mit Hunden tut dem Menschen gut. In: geo.de. Veröffentlicht am 13.03.2024.
URL: https://www.geo.de/natur/tierwelt/im-gehirn-messbar–hunde-tun-dem-menschen-gut-34541748.html [Stand: 03.10.2024] und
vgl. DFV – Deutsche Familienversicherung AG: Treuer Begleiter: Warum Hunde gut für die Seele sind.
URL: https://www.dfv.at/versicherungen/tierkrankenversicherung/hundekrankenversicherung/ratgeber/artikel/treuer-begleiter-warum-hunde-gut-fuer-die-seele-sind/ [Stand: 03.10.2024].
6 Souron, Stephanie: Nie mehr ohne Hund: So schützt ein Haustier Körper und Psyche.
URL: https://www.stern.de/gesundheit/gesund-leben/nie-mehr-ohne-hund–so-schuetzt-das-haustier-koerper-und-psyche-9332872.html [Stand: 03.10.2024].
7 Schmid, Gerd: Die Wichtigkeit der Tagesstruktur. In: Burnout vermeiden. Stressbewältigung und Burnoutprävention. Veröffentlicht am 18.05.2020.
URL: https://www.burnoutvermeiden.at/die-wichtigkeit-der-tagesstruktur/ [Stand: 03.10.2024].
8 Vgl. Schmid, Gerd: Die Wichtigkeit der Tagesstruktur.
URL: https://www.burnoutvermeiden.at/die-wichtigkeit-der-tagesstruktur/ [Stand: 03.10.2024].
9 Vgl. Souron, Stephanie: Nie mehr ohne Hund: So schützt ein Haustier Körper und Psyche.
URL: https://www.stern.de/gesundheit/gesund-leben/nie-mehr-ohne-hund–so-schuetzt-das-haustier-koerper-und-psyche-9332872.html [Stand: 03.10.2024].
10 Dangel, Sabine: Warum Hunde uns so gut tun. In: br.de. Veröffentlicht am 16.02.2024.
URL: https://www.br.de/radio/bayern1/hund-bester-freund100.html [Stand: 03.10.2024].
11 Dangel, Sabine: Warum Hunde uns so gut tun.
URL: https://www.br.de/radio/bayern1/hund-bester-freund100.html [Stand: 03.10.2024].
12 Dangel, Sabine: Warum Hunde uns so gut tun.
URL: https://www.br.de/radio/bayern1/hund-bester-freund100.html [Stand: 03.10.2024].
13 Vgl. DFV – Deutsche Familienversicherung AG: Treuer Begleiter: Warum Hunde gut für die Seele sind.
URL: https://www.dfv.at/versicherungen/tierkrankenversicherung/hundekrankenversicherung/ratgeber/artikel/treuer-begleiter-warum-hunde-gut-fuer-die-seele-sind/ [Stand: 03.10.2024].
14 Arnold, Carrie: Chronischer Stress kann sich auf Hunde übertragen. In: nationalgeographic.de. Veröffentlicht am 07.06.2019.
URL: https://www.nationalgeographic.de/tiere/2019/06/chronischer-stress-kann-sich-auf-hunde-uebertragen [Stand: 03.10.2024].
15 Colino, Stacey: Ansteckende Emotionen: Hunde und ihre Besitzer fühlen gleich. In: nationalgeographic.de. Veröffentlicht am 05.10.2021.
URL: https://www.nationalgeographic.de/tiere/2021/10/ansteckende-emotionen-hunde-und-ihre-besitzer-fuehlen-gleich [Stand: 03.10.2024].
16 Souron, Stephanie: Nie mehr ohne Hund: So schützt ein Haustier Körper und Psyche.
URL: https://www.stern.de/gesundheit/gesund-leben/nie-mehr-ohne-hund–so-schuetzt-das-haustier-koerper-und-psyche-9332872.html [Stand: 03.10.2024].
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Veröffentlicht am: 09.10.2024