Die psychische und körperliche Gesundheit im Mittelpunkt des Geschehens

 

Seit gestern gelten landesweit wieder strenge Maßnahmen, um der Verbreitung von COVID-19 entgegenzuwirken. Dadurch wird auch unsere Psyche erneut stark gefordert, aber mit einfachen Tipps und Ratschlägen können wir die enormen seelischen Belastungen reduzieren, um auch diese herausfordernde Zeit gut zu überstehen.

Viele von uns werden am vergangenen Samstag bange die Pressekonferenz der Bundesregierung verfolgt haben. Und obwohl niemand darauf gehofft, aber viele vermutlich schon geahnt haben, wurde der 2. Lockdown verkündet. Mit gestern, 00:00 Uhr, sind nun die scharfen Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus in Kraft und viele sehen sich wieder mit Herausforderungen wie jenen im Frühling konfrontiert: Massive Einschränkung der sozialen Kontakte, Homeoffice über Kurzarbeit bis hin zur Arbeitslosigkeit, demgemäß die steigende finanzielle Belastung zur Bestreitung des alltäglichen Lebens… und im Allgemeinen die psychischen Belastungen, welche bei uns allen wieder stark zunehmen.

Wie im Blogbeitrag Psychischen Belastungen offen begegnen »» vom 21.10. ausführlich beschrieben, bewirken nicht nur die notwendigen Maßnahmen, dass unser psychisches Wohlbefinden ins Schwanken gerät; auch die kalte Jahreszeit, die unser Immunsystem strapaziert und auf die Probe stellt, trägt wesentlich dazu bei.

Aber die körperliche und psychische Gesundheit fängt auch bei uns selbst an.

Demgemäß sollten wir uns auch mehr darum bemühen, Tipps und Tricks für ein starkes Immunsystem und seelisches Gleichgewicht anzunehmen und auch bewusst umzusetzen. Denn schon das Einhalten der nachstehenden 6 Ratschläge führt dazu, dass wir den Lockdown als drastische, aber notwendige Maßnahme zur Eindämmung von COVID-19 wahrnehmen und gleichzeitig den Monat November mit gestärktem Immunsystem bestreiten.1

Und die erste Empfehlung lautet ganz banal: Schlafen wir uns richtig aus!

Denn „wir schlafen im Durchschnitt nur sieben Stunden. Das ist eine Stunde weniger, als durchschnittlich notwendig wäre“2, so Rudolf Schoberberger, Sozialmediziner am Zentrum für Public Health der MedUni Wien. In einer Studie3 der Universität Tübingen und Lübeck konnten Forscher*innen nämlich nachweisen, dass die sogenannten T-Lymphozyten (kurz T-Zellen) durch einen regelmäßigen 8-Stunden-Schlaf an andere Zellen besser anbinden, damit aktiver durch unseren Blutkreislauf wandern, nach Erregern suchen und diese beseitigen. Mit weniger Schlaf reduziert sich deren Fähigkeit, sich an andere, infizierten Zellen anzugliedern, was sich im Allgemeinen negativ auf unsere Immunfunktion auswirkt.4

Und neben dem gesunden Schlaf verlangt unser Körper auch nach einer gesunden Ernährung, denn diese ist das A und O für ein starkes Immunsystem!

Wie uns nämlich oft gepredigt wird, sollten wir bei der Ernährung auf ausreichend Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe achten, ungesunde Fette und zu viele Kohlehydrate meiden. Und vor allem im Winter spielt eine ausgewogene Ernährung für ein gestärktes Immunsystem und für unsere Psyche eine wichtige Rolle: Die Ernährungswissenschaftlerin der MedUni Wien, Karin Schindler, erläutert dazu, dass unser Immunsystem ausreichend Vitamine und Spurenelemente benötige, um wichtige Nährstoffe aufzunehmen, welche in Fertiggerichten fehlen. Qualitativ hochwertig und saisonal sollen unsere Mahlzeiten sein, nach Möglichkeit auch frisch zubereitet: Vollkornprodukte, Gemüse, Hülsenfrüchte sowie Nüsse und Gewürze seien dabei wichtige Bestandteile, und wenn auch noch für Abwechslung gesorgt werde, so fühlen wir uns sogleich seelisch wohl, bauen Stress ab und errichten einen wirksamen Schutzschild für unser Immunsystem.5

Wovon Schindler abrät, sind Nahrungsergänzungsmittel: „Mich irritiert die Bereitschaft, viel Geld für Nahrungsergänzungen auszugeben, anstatt für qualitative und lustvolle Ernährung“6, so Schindler. Diese besitzen allenfalls einen Placebo-Effekt, haben aber für den durchschnittlich gesunden Menschen ansonsten keinerlei Wirkung. Somit lautet auch die Empfehlung der Expertin, die Kosten für Nahrungsergänzungsmittel bevorzugt in hochwertige Lebensmittel zu investieren, mit welchen die benötigten Nährstoffe auch aufgenommen werden.7

Woraus wir noch Kraft für uns schöpfen? Denn auch wenn wir uns in der kalten Jahreszeit lieber in unseren vier Wänden aufhalten – wir genießen den Winter an der frischen Luft bewusster.

Um unser Immunsystem nachhaltig in der kalten Jahreszeit zu stärken und um unser psychisches Wohlbefinden gerade jetzt aufrechtzuerhalten und die Widerstandskräfte zu mobilisieren, empfiehlt Rudolf Schoberberger des Weiteren regelmäßige Aufenthalte an der frischen Luft mit viel Bewegung. Denn das im Winter mangelnde, aber für uns notwendige Sonnenlicht müsse durch die Aufnahme von frischer Luft kompensiert werden, was unsere Psyche nachhaltig positiv beeinflusse. Und auch mangelnde Bewegung führe dazu, dass wir uns nicht wohlfühlen, weswegen bereits kurze Spaziergänge anregend wirken. Schoberberger rät hier außerdem, kürzere Wege zu Fuß zu gehen anstatt mit dem Auto oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zu bestreiten.8 Und wenn wir tatsächlich mal keine Lust dazu haben, uns draußen aufzuhalten, so bleiben uns noch viele weitere Möglichkeiten, wie wir uns einerseits körperlich betätigen und andererseits entspannen: Meditationen, Yoga oder Autogenes Training in regelmäßigen Abständen fördern unsere körperliche Wahrnehmung und gleichzeitig notwendige Entspannungsphasen.9

Ein weiterer wichtiger Tipp: Einschränkung des Medienkonsums = Steigerung des Wohlbefindens

Und hier ist nicht nur im Allgemeinen das Fernsehen oder die Beschäftigung mit dem Tablet oder dem PC gemeint, sondern auch das bewusste Einlegen von ‚Nachrichten-Pausen‘, wie bereits im Blogbeitrag Psychischen Belastungen offen begegnen »» vom 21.10. ausführlicher behandelt: Nicht nur, dass wir dabei auf viele Falschmeldungen stoßen, wenn wir die Informationen nicht auf deren Richtigkeit hin überprüfen oder sie aus vertrauenswürdigen Quellen beschaffen – wir konzentrieren uns weniger auf unseren Alltag und auf wichtige Lebensbereiche, wenn wir uns von der aktuell intensiven Nachrichten-Flut zu COVID-19 nicht mehr lösen können.10 Hierzu spricht die WHO die Empfehlung aus, Informationen bewusst nur dann aufzunehmen, „wenn es um praktische Schritte der Vorbereitung und des Schutzes von Ihnen selbst und anderen geht“11.

Konzentrieren wir uns deswegen mehr auf unser soziales Netzwerk und halten wir trotz des Lockdowns Kontakt zu unseren Vertrauten.

Die nun geltenden Einschränkungen unserer Kontakte haben nicht den Sinn, uns sozial zu isolieren. Und obwohl wir unsere Vertrauten eine Zeit lang nicht treffen können, bedeutet das nicht, dass wir uns nicht um Kontaktaufnahme zu ihnen bemühen können. Ein längeres Telefonat oder ein verabredeter Video-Chat helfen gegen das Gefühl des Alleinseins und ermöglichen außerdem den kommunikativen Austausch sowie die gegenseitige Unterstützung in dieser angespannten Situation. Und rufen wir uns auch immer wieder ins Gedächtnis: Das Einhalten der Maßnahmen und damit die Reduktion unserer persönlichen sozialen Kontakte trägt dazu bei, das Virus einzudämmen. Je eher wir in diesem Vorhaben erfolgreich sind, desto schneller können wir uns auch wieder mit unseren Liebsten persönlich treffen.

Und wenn wir schließlich das Gefühl haben, dass uns die aktuelle Lage psychisch zu sehr belastet – es darf auch professionelle Hilfe sein.

Denn wenn wir den Eindruck haben, dass unsere Gespräche mit unseren Vertrauten nicht wirklich dazu beitragen, unsere Resilienz12 zu stärken, so dürfen wir uns keinesfalls davor scheuen, auch professionelle Hilfe in Betracht zu ziehen und schließlich anzunehmen. Beispielsweise finden wir in Selbsthilfegruppen Gleichgesinnte und in weiterer Folge auch Ansprechpersonen, die uns weitere Anlaufstellen für psychische Beratungen und Unterstützung empfehlen können. Auch das Aufsuchen von unseren Ärzt*innen und in weiterer Folge Fachärzt*innen kann uns Möglichkeiten für eine professionelle Behandlung eröffnen.13

Zu guter Letzt: Rufen wir uns in Erinnerung, dass wir alle von den Maßnahmen und damit von den Einschränkungen in unserem Alltag betroffen sind. Denken wir auch daran: Es handelt sich hierbei um eine temporäre Situation, welche den Verzicht auf viele Dinge fordert, aber eben nur auf Zeit. Natürlich hat dieser Lockdown auf viele eine nachhaltige und auch negative Wirkung, aber gemäß unserem Schritt Nummer 3 unserer 10 Schritte für mehr psychische Gesundheit: Geben wir uns selbst nicht auf, mobilisieren wir noch einmal all unsere Ressourcen, um diese schwierige Phase zu überstehen und gehen wir daraus mit gestärktem Immunsystem und mit neuem Elan hervor.

 


1 Vgl. Bayer, Florian: Acht Tipps für „Fit durch den Winter“. In: derStandard.at. Veröffentlicht am 26.11.2014.
URL: https://www.derstandard.at/story/2000008426027/8-tipps-fuer-fit-durch-den-winter [Stand: 02.11.2020].

2 Bayer, Florian: Acht Tipps für „Fit durch den Winter“.
URL: https://www.derstandard.at/story/2000008426027/8-tipps-fuer-fit-durch-den-winter [Stand: 02.11.2020].

3 Vgl. Brandstetter, Günther: Wie man das Immunsystem stärkt. In: derStandard.at. Veröffentlicht am 23.01.2020.
URL: https://www.derstandard.at/story/2000098071450/was-das-immunsystem-stark-macht [Stand: 02.11.2020].

4 Vgl. Brandstetter, Günther: Wie man das Immunsystem stärkt.
URL: https://www.derstandard.at/story/2000098071450/was-das-immunsystem-stark-macht [Stand: 02.11.2020].

5 Vgl. Bayer, Florian: Acht Tipps für „Fit durch den Winter“.
URL: https://www.derstandard.at/story/2000008426027/8-tipps-fuer-fit-durch-den-winter [Stand: 02.11.2020].

6 Bayer, Florian: Acht Tipps für „Fit durch den Winter“.
URL: https://www.derstandard.at/story/2000008426027/8-tipps-fuer-fit-durch-den-winter [Stand: 02.11.2020].

7 Vgl. Bayer, Florian: Acht Tipps für „Fit durch den Winter“.
URL: https://www.derstandard.at/story/2000008426027/8-tipps-fuer-fit-durch-den-winter [Stand: 02.11.2020].

8 Vgl. Bayer, Florian: Acht Tipps für „Fit durch den Winter“.
URL: https://www.derstandard.at/story/2000008426027/8-tipps-fuer-fit-durch-den-winter [Stand: 02.11.2020].

9 Vgl. Mental Health Europe, pro mente Austria: 8 hilfreiche Tipps für seelische Gesundheit in Zeiten des Corona-Virus.
URL: https://www.promenteaustria.at/de/aktuelles/tipps-fuer-seelische-gesundheit-in-zeiten-des-corona-virus/ [Stand: 02.11.2020].

10 Vgl. Mental Health Europe, pro mente Austria: 8 hilfreiche Tipps für seelische Gesundheit in Zeiten des Corona-Virus.
URL: https://www.promenteaustria.at/de/aktuelles/tipps-fuer-seelische-gesundheit-in-zeiten-des-corona-virus/ [Stand: 02.11.2020].

11 Mental Health Europe, pro mente Austria: 8 hilfreiche Tipps für seelische Gesundheit in Zeiten des Corona-Virus.
URL: https://www.promenteaustria.at/de/aktuelles/tipps-fuer-seelische-gesundheit-in-zeiten-des-corona-virus/ [Stand: 02.11.2020].

12 Lesen Sie im Blogbeitrag Wie nah geht mir das? Wie weit ist es von mir weg? »» vom 28.10.2020 mehr darüber, wie Sie Ihre psychische Widerstandskraft nachhaltig stärken.

13 Vgl. Mental Health Europe, pro mente Austria: 8 hilfreiche Tipps für seelische Gesundheit in Zeiten des Corona-Virus.
URL: https://www.promenteaustria.at/de/aktuelles/tipps-fuer-seelische-gesundheit-in-zeiten-des-corona-virus/ [Stand: 02.11.2020].

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Veröffentlicht am: 04.11.2020