Diäten und ihre versteckten Wirkungsweisen auf Körper und Seele
Der Weg zur Traumfigur ist oftmals ein beschwerlicher und gleichzeitig mit vielen Einschränkungen verbunden. Doch wie genau reagieren Körper und Psyche auf eine Diät?
Viele von uns haben das ein oder andere Mal bestimmt schon ein spezifisches Ernährungsverhalten an den Tag gelegt, welches darauf abzielen soll, Gewicht zu reduzieren. Und zahlreiche Bücher sowie Online-Berichte suggerieren auch die Einfachheit dieses Vorhabens: Low-Fat, Low-Carb, Intervall-Fasten oder die schlichte Nahrungsreduktion sowie viele weitere Möglichkeiten stehen dabei zur Auswahl und versprechen nicht nur ein gesünderes Ernährungsverhalten, sondern auch ein schnelles Abnehmen ohne den berühmten Jo-Jo-Effekt. Doch welche Diät-Form erfüllt tatsächlich die Ansprüche an eine gelungene sowie gesunde Ernährungsumstellung? Welche Art verhindert eine unkontrollierte Gewichtszunahme aufgrund des Verzichtes? Und vor allem – wie reagieren Körper und Psyche auf das neue Essverhalten?
Die Psyche spielt während einer Diät eine wichtige Rolle.
Solche Auswirkungen konnten auch bei einer Diät-Form festgestellt werden, die das Zählen der Tagesmenge an Kalorien in den Vordergrund stellt: Obwohl eine Kalorien-Reduktion seit jeher als erfolgversprechend gilt, um überflüssige Kilos loszuwerden, nimmt sie extremen Einfluss auf Körper und Seele: Die verringerte Energiezufuhr führt vielmals zu Hunger. Wird die Nahrungsaufnahme trotzdem verwehrt, so versucht der Körper, Energie zu sparen. Dadurch wird der Stoffwechsel verlangsamt, der Kalorienverbrauch im Generellen sinkt und das Abnehmen scheint auch zu stagnieren. Gerade letzterer Punkt verursacht bei vielen Frustration und auch der Genuss beim Essen wird massiv eingeschränkt, wenn Lebensmittel nach Kaloriengehalt bewertet werden. All diese Punkte führen in weiterer Folge zu einer gedrückten Stimmung, im schlimmsten Fall zu depressiven Symptomen.3
Diäten als Risikofaktor für ernsthafte Krankheiten
Abgeraten wird davon, jene Diät-Varianten zu wählen, die mit zu vielen Einschränkungen hinsichtlich einzelner Lebensmittel verbunden sind oder diese gar verbieten. Auch wenn ein Abnehmerfolg ersichtlich werden könnte, so führen unausgewogene und restriktive Ernährungsweisen nicht selten zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch Konzentrationsschwäche, Kopfschmerzen oder Müdigkeit sind häufige Begleiterscheinungen einer einseitigen Ernährungsweise genauso wie Mangelerscheinungen.4
Nicht zuletzt können Diäten im schlimmsten Fall zu einer Essstörung5 und vor allem zu einer Magersucht führen: Krankheitsbedingte Anzeichen zu Beginn der Anorexie könnten beispielsweise der vehemente Verzicht auf bestimmte Nahrungsgruppen wie Kohlenhydrate oder Fette oder im Allgemeinen eine verringerte Nahrungsaufnahme sein. Sind Betroffene gewillt, weiterhin abzunehmen, obwohl Normalgewicht gegeben ist, meiden sie außerdem Mahlzeiten in der Gemeinschaft oder kauen sie jeden Bissen übermäßig lange, dann besteht dringender Handlungsbedarf, um daraus resultierende schwerwiegende Krankheiten zu verhindern.6
Somit sollten mögliche Warnhinweise auf körperliche Beschwerden bis hin zu gefährlichen Folgewirkungen, die auf eine Diät zurückzuführen sind, auch nicht ignoriert werden, weder von der Person selbst, welche ihre Ernährung umstellt, noch von Angehörigen. Doch in diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, ob es dann überhaupt Diät-Varianten gibt, die weder den Körper noch die Seele zu stark belasten, gleichzeitig aber dafür sorgen, dass unerwünschte Kilos purzeln.
Die individuellen Bedürfnisse müssen gestillt werden.
Damit eine Diät bzw. Ernährungsumstellung auch langfristig gelingen kann, muss sie gut mit der persönlichen Alltagsgestaltung zusammenpassen.7 Und dabei muss eine Diät nicht zwangsläufig mit Restriktionen einhergehen. Im Vordergrund steht nämlich die Vielfalt an bunten Lebensmitteln, welche zur Gesundheit beitragen und gleichzeitig das Gewicht regulieren. Verbote soll es keine geben, eher ein Mehr an gesunden sowie die Reduktion von ungesunden Nahrungsbestandteilen. Anhaltspunkte hierfür bietet die Österreichische Ernährungspyramide: Ungesüßte und alkoholfreie Getränke genauso wie Obst, Gemüse, hochwertige Fette und Öle, Getreideprodukte und Erdäpfel sowie Milch und Milchprodukte sollen dabei täglich in den Speiseplan integriert werden. Fisch, Fleisch, Wurst oder Eier dürfen wöchentlich verzehrt werden, während fettreiche Snacks, Süßigkeiten und Salziges eher selten genossen werden sollten. Ausschlaggebend ist demnach die Ausgewogenheit.
Einig ist man sich auch dahin gehend, dass Bewegung für die Regulierung des Körpergewichtes unabdingbar ist: Regelmäßige Trainingseinheiten steigern nicht nur das körperliche und seelische Wohlbefinden nachhaltig und langfristig;8 sie sorgen zudem für einen Ausgleich der Energiebilanz – also für ein angemessenes Verhältnis zwischen Energieaufnahme und Energieverbrauch.9
Der Genuss trägt zum körperlichen und psychischen Wohlbefinden bei.
Außerdem ist es von besonderer Bedeutung, das Essen, welches zu sich genommen wird, auch intensiv mit den Sinnen wahrzunehmen und schlussendlich zu genießen. Ausgegangen wird in der Forschung nämlich davon, dass Genießer*innen automatisch auch gesünder leben: Durch das aufmerksame und fokussierte Essen werden mögliche Heißhungerattacken oder eine übermäßige Nahrungsaufnahme nämlich unterbunden.10 Und dieses achtsame Verhalten spiegelt sich auch in der Alltagsgestaltung wider: „Genießer treiben mehr Sport, essen vielfältiger, sind öfter an der frischen Luft und gehen häufiger zu Vorsorgeuntersuchungen“11, wie die am Wiener Zukunftsinstitut tätige Ernährungswissenschaftlerin Hanni Rützler betont. Zudem soll der intensive Genuss des Essens Ängste lindern und Stress reduzieren können.12
Ob eine restriktive Diät-Form, der Verzicht auf (notwendige) Nahrungsgruppen oder die generelle Einschränkung während des Essens somit erfolgversprechend sind, wird in der Wissenschaft angezweifelt. Nicht nur, dass gesundheitsschädigende Effekte auftreten können; auch die Psyche leidet unter der einseitigen und reduzierten Nahrungszufuhr. Empfohlen werden eher der uneingeschränkte Genuss gesunder Lebensmittel mit gleichzeitig äußerst seltenem Konsum von Süßigkeiten sowie stark salzhaltigen und fettreichen Snacks sowie die regelmäßige Bewegung und körperliche Betätigung, um ein Idealgewicht zu erreichen, den gefürchteten Jo-Jo-Effekt zu vermeiden und um sich im Generellen physisch wie auch psychisch wohlzufühlen.
1 Vgl. Herden, Birgit: Wer gesünder essen will, muss die Seele einladen. In: zeit.de. Veröffentlicht am 08.10.2013.
URL: https://www.zeit.de/zeit-wissen/2013/06/ernaehrung-psyche/komplettansicht [Stand: 14.10.2021].
2 Vgl. Petz, Alexander: Diäten machen dünn aber unglücklich. In: gesund.at. Veröffentlicht am 11.08.2014.
URL: https://www.gesund.at/ernaehrung/diaeten-machen-ungluecklich/ [Stand: 14.10.2021].
3 Vgl. Apfel, Petra: Kalorien zählen stresst Psyche und Körper – erfolgreiches Abnehmen geht ganz anders. In: focus.de. Veröffentlicht am 27.06.2021.
URL: https://www.focus.de/gesundheit/ernaehrung/abnehmen/gescheiterte-diaet-methode-kalorien-zaehlen-stresst-psyche-und-koerper-erfolgreiches-abnehmen-geht-ganz-anders_id_10593584.html [Stand: 14.10.2021].
4 Vgl. Simons, Charlotte: Diesen Nachteil hat eine fleischlose Ernährung für die Psyche. In: welt.de. Veröffentlicht am 23.08.2017.
URL: https://www.welt.de/kmpkt/article167862316/Diesen-Nachteil-hat-eine-fleischlose-Ernaehrung-fuer-die-Psyche.html [Stand: 14.10.2021] und
vgl. o.A.: Die Diäten-Lüge. In: stern.de.
URL: https://www.stern.de/gesundheit/low-carb-die-diaeten-luege-3540996.html [Stand: 14.10.2021].
5 Mehr zum Thema Essstörungen lesen Sie in unserem Blogbeitrag vom 07.07.2021 „Von Magersucht bis Binge Eating – Die komplexen Gesichter von Essstörungen“ »»
6 Vgl. Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Essstörungen: Anzeichen erkennen. Zuletzt aktualisiert am 19.12.2017.
URL: https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/psyche/essstoerungen/anzeichen-erkennen [Stand: 14.10.2021].
7 Vgl. Preuk, Monika: Krank statt schlank – Die zehn schlechtesten Diäten. In: focus.de.
URL: https://www.focus.de/gesundheit/ernaehrung/abnehmen/diaet-macht-dick-krank-statt-schlank-die-zehn-schlechtesten-diaeten_id_2533211.html [Stand: 14.10.2021].
8 Siehe dazu auch unser Blogbeitrag vom 28.07.2021 „Aktiv gesund bleiben – Bewegung und Sport für Körper und Seele“ »»
9 Vgl. Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Energiebilanz.
URL: https://www.gesundheit.gv.at/lexikon/e/lexikon-energiebilanz [Stand: 15.10.2021].
10 Vgl. Burger, Kathrin: Der ungesunde Gesund-essen-Boom. In: spektrum.de. Veröffentlicht am 10.05.2016.
URL: https://www.spektrum.de/news/der-ungesunde-gesund-essen-boom/1408487 [Stand: 14.10.2021].
11 Burger, Kathrin: Der ungesunde Gesund-essen-Boom.
URL: https://www.spektrum.de/news/der-ungesunde-gesund-essen-boom/1408487 [Stand: 14.10.2021].
12 Vgl. Burger, Kathrin: Der ungesunde Gesund-essen-Boom.
URL: https://www.spektrum.de/news/der-ungesunde-gesund-essen-boom/1408487 [Stand: 14.10.2021].
Bildhinweis: Adobe Stock
Veröffentlicht am: 17.11.2021