Der Weg ist das Ziel

 

Ob kleinere Vorhaben im Alltag oder große Lebensträume – das Erreichen von Zielen benötigt Motivation, Ausdauer und Kontinuität. Aber wie gelingt es wirklich, Ziele nicht aus den Augen zu verlieren?

„Ich will mehr Sport betreiben“, „Ich möchte mehr Zeit mit Freunden verbringen“, „Ich will organisierter arbeiten“ – Zielformulierungen, die viele treffen, jedoch schwer umsetzbar sind. Woran liegt es aber, dass gute Vorsätze sowie kleine und große Ziele häufig scheitern? Und warum brauchen wir überhaupt Alltags- und Lebensziele?

Von interner und externer, allgemeiner und spezifischer Zielsetzung

Im Allgemeinen bedeutet das Formulieren von Zielen eine Vorgabe für zukünftige Handlungsweisen, die eine generelle Orientierung möglich macht, ein Gefühl von Kontrolle und – wenn das Vorhaben realistisch ist – von Erreichbarkeit vermittelt. Unterschieden wird dabei, ob die Ziele von uns selbst formuliert werden (interne Zielsetzung), ob sie auf fremden Vorgaben beruhen (externe Zielsetzung) oder ob sie von kooperativer Natur sind, an der zwei oder mehrere Personen gemeinsam beteiligt sind, um das Ziel zu erreichen.1

Doch viele beliebte Vorsätze und Ziele – vor allem die interne Zielsetzung betreffend, wie die eingangs angeführten Beispiele deutlich machen – werden nicht erreicht. Häufig hängt dies mit einer zu ungenauen Zielsetzung zusammen, bei welcher Vorhaben zu unklar und zu wenig konkret formuliert werden. Des Weiteren überschreiten so manche Zielformulierungen die eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten, sodass sich die Motivation verringert und die Ziele in weiterer Folge nicht erreicht werden können. Von Wichtigkeit ist es also, Wünsche und Vorsätze so klar wie möglich zu definieren und sie an die eigenen Fertigkeiten anzupassen. Dabei sollten sie aber nach wie vor anspruchsvoll sein, sodass die Komfortzone verlassen wird und man über sich selbst hinauswachsen kann.2

Voraussetzungen zur Zielerreichung

Neben den angeführten Aspekten sowie der Entwicklung von kognitiven und motivationalen Prozessen spielen weitere Voraussetzungen beim Erreichen von Zielen eine gewichtige Rolle: Zunächst muss individuell abgeklärt werden, ob das Verfolgen eines bestimmten Ziels Sinn macht, wenn damit gleichzeitig zu viele Ressourcen aufgewendet werden müssen, welche die Erfüllung eines anderen Bestrebens unmöglich machen.3

Ein weiteres Kriterium zur Zielerreichung stellt die Planbarkeit dar: „Entscheidend ist, dass man nicht nur das erwünschte Ergebnis festlegt, sondern auch einen Plan macht, wie sich dieses Ergebnis erreichen lässt, sich also überlegt, wie sich das Ziel konkret umsetzen lässt“4, wie der deutsche Sozialpsychologe Peter Gollwitzer erläutert. Durch eine solche Zielplanung wird es nämlich möglich, bestimmte Handlungsweisen zur Zielerreichung laufend zu kontrollieren und zu überprüfen, ob das festgelegte Vorhaben noch erreicht werden kann.5

Und von besonderer Wichtigkeit – der Wert des Ziels: „Man weiß heute aus der Forschung, dass es sinnvoller ist, statt konkreten Zielen die Werte zu verfolgen, die hinter den Zielen liegen. Machen Sie sich besser Gedanken darüber, was Ihnen wichtig ist“6, rät die in Linz tätige Psychologin Christa Schirl. Man muss sich demgemäß selbst mit dem Ziel identifizieren können, um genügend Motivation aufzubringen, es zu erreichen. Von Vorteil ist es dabei, wenn das Bestreben bzw. der Wert des Ziels im Allgemeinen sozial akzeptiert wird, denn erfahren die Zielsetzungen Ablehnung durch Familie, Freund*innen oder Kolleg*innen, scheint das Erreichen nicht nur weniger attraktiv, sondern wird durch die entsprechenden Blockaden auch erschwert.7

Wie wirkt sich das Erreichen eines Ziels aus?

Und wenn das ambitionierte Ziel unter Berücksichtigung der eben angeführten Faktoren sodann in greifbarer Nähe ist und schließlich erreicht werden kann, stellt sich schlussendlich ein Gefühl von Zufriedenheit ein. Dieses hängt natürlich von der Zieldimension ab: Erledigt man einen wichtigen Arbeitsauftrag, wird man entspannt in den Feierabend starten. Erstreckt sich die Zielsetzung über einen längeren Zeitraum hinweg, beispielsweise das Pflegen von lebenslangen Freundschaften, dann werden auch allgemeines Wohlbefinden sowie Zufriedenheit längerfristig und bis ins höhere Alter dahin gehend aufrechterhalten bleiben, wie Studien belegen konnten.8

Die SMART-Methode

Nun wurden zahlreiche Faktoren genannt, die zur Erreichung von Zielen unterschiedlicher Größe Voraussetzungen sind. Im Wesentlichen beschreiben diese Elemente die sogenannte SMART-Methode: Dabei handelt es sich um eine kompakte Formel zur kontinuierlichen und effektiven Zielformulierung und -verfolgung, wobei jeder Buchstabe für eine wichtige Eigenschaft zur Zielerreichung darstellt:9

  • S – spezifisch
    Das Ziel und der Plan zur Verwirklichung sollen so spezifisch wie möglich definiert sein.
  • M – messbar
    Damit Fortschritte erkennbar werden, sind Etappenziele im Plan festzuhalten.
  • A – attraktiv
    Erst wenn ein Ziel für einen selbst von Wichtigkeit ist und sinnvoll erscheint, wird genügend Motivation zur Verwirklichung aufgebracht.
  • R – realistisch
    Ziele und Wünsche sollen ambitioniert, aber nicht unerreichbar sein. Eine realistische Zielsetzung ist damit unabdingbar.
  • T – terminiert
    Um an der Zielverwirklichung fortwährend zu arbeiten, empfiehlt es sich, einen Endzeitpunkt festzulegen.

Diese Methode soll nicht nur zu einer genaueren Zielformulierung dienen, sondern auch den Weg bis zur Zielverwirklichung planen, um Orientierung und Kontrolle zu wahren – ganz nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“. Der eingangs angeführte Beispielsatz „Ich will mehr Sport betreiben“ ist gemäß den Ausführungen und der SMART-Methode nämlich zu wenig spezifisch, nicht terminiert, außerdem zu wenig messbar und wenig attraktiv aufgrund fehlender Motivatoren. Genauer wäre demnach bereits eine Formulierung wie „Ich will mehr Sport betreiben, um fitter zu werden“: Mit einer Terminierung – 3 Mal wöchentlich zumindest für die Dauer von 6 Monaten –, die gleichzeitig realistisch ausfallen muss, kann das Ziel schließlich gemessen werden, indem Fortschritte über die steigernde Fitness über Wochen und Monate bis hin zum Endzeitpunkt des Ziels protokolliert werden können. Und nicht zuletzt macht der Motivator Fitness das Ziel gleichzeitig attraktiv. Somit müsste die spezifische Zielformulierung lauten „Ich will mindestens ein halbes Jahr lang mehr Sport betreiben, um fitter zu werden. Dafür trainiere ich 3 Mal wöchentlich und überprüfe den Fortschritt in regelmäßigen Abständen“. So wird das Vorhaben nun konkreter und greifbarer: Wir halten uns eher an die selbst festgelegten Vorgaben und planen den Weg bis zur endgültigen Zielerreichung.

Mit solch einer Zieldefinition gelingt es demnach, das Vorhaben konstant und richtungsweisend zu verfolgen. Und wenn der Erfolg – Etappenziele wie auch der generelle Vorsatz an sich – schließlich messbar wird, stellt sich, wie bereits erwähnt, allgemeine Zufriedenheit sowie Freude ein. Es lohnt sich also, stets ambitionierte und gleichzeitig realistische Wünsche festzulegen und an deren Verwirklichung zu arbeiten, damit nicht nur Planbarkeit und Kontrolle sowie Perspektiven gegeben sind, sondern sich auch dauerhaftes Wohlbefinden einstellen kann.

 


1 Vgl. Kleinbeck, Uwe: Ziele. Lexikon der Psychologie. In: spektrum.de. URL: https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/ziele/17216 [Stand: 06.09.2023] und
vgl. red: Warum es wichtig ist, sich erreichbare Ziele zu setzen. In: derstandard.at. Veröffentlicht am 20.02.2019. URL: https://www.derstandard.at/story/2000098305114/warum-es-wichtig-ist-sich-erreichbare-ziele-zu-setzen [Stand: 06.09.2023].

2 Vgl. Kleinbeck, Uwe: Ziele. URL: https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/ziele/17216 [Stand: 06.09.2023] und
vgl. Becker, Florian: Ziele formulieren und erreichen: Die SMART-Methode. In: wpgs.de. URL: https://wpgs.de/fachtexte/smart-ziele/ [Stand: 06.09.2023].

3 Vgl. K-H. Sch.: Zielkonflikt. Lexikon der Psychologie. In: spektrum.de. URL: https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/zielkonflikt/17225 [Stand: 06.09.2023] und
vgl. Kleinbeck, Uwe: Ziele. URL: https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/ziele/17216 [Stand: 06.09.2023].

4 Hartmann, Corinna: Wie wir unsere Ziele erreichen. In: spektrum.de. Veröffentlicht am 24.10.2019. URL: https://www.spektrum.de/news/motivation-wie-wir-unsere-ziele-erreichen/1681136 [Stand: 06.09.2023].

5 Vgl. Becker, Florian: Ziele formulieren und erreichen: Die SMART-Methode. URL: https://wpgs.de/fachtexte/smart-ziele/ [Stand: 06.09.2023].

6 Kopper, Theresa: Psychologin Christa Schirl erklärt, warum Ziele nicht immer sinnvoll sind. In: kurier.at. Veröffentlicht am 08.01.2022. URL: https://kurier.at/wirtschaft/karriere/psychologin-erklaert-warum-ziele-nicht-immer-sinnvoll-sind/401862635 [Stand: 06.09.2023].

7 Vgl. Becker, Florian: Ziele formulieren und erreichen: Die SMART-Methode. URL: https://wpgs.de/fachtexte/smart-ziele/ [Stand: 06.09.2023].

8 Vgl. red: Warum es wichtig ist, sich erreichbare Ziele zu setzen. In: derstandard.at. Veröffentlicht am 20.02.2019. URL: https://www.derstandard.at/story/2000098305114/warum-es-wichtig-ist-sich-erreichbare-ziele-zu-setzen [Stand: 06.09.2023].

9 Vgl. Becker, Florian: Ziele formulieren und erreichen: Die SMART-Methode. URL: https://wpgs.de/fachtexte/smart-ziele/ [Stand: 06.09.2023].

Bildhinweis: Adobe Stock

Veröffentlicht am: 27.09.2023