Aktiv gesund bleiben – Bewegung und Sport für Körper und Seele

 

Das in der Sportwelt bekannte Motto „Quäle deinen Körper, sonst quält er dich“ bringt zum Ausdruck, wie wichtig Sport und Bewegung für die körperliche und psychische Gesundheit sind. Doch welche gesundheitswirksamen Prozesse werden genau in Gang gesetzt?

Wir alle wissen, dass wir uns für langanhaltende Gesundheit regelmäßig bewegen und Sport betreiben sollen. Doch nach einem anstrengenden Arbeitstag können wir uns nicht immer dazu motivieren, auch noch den Körper zu fordern, sodass ein gemütlicher Abend ohne viel körperliche Betätigung verlockender erscheint. Genau dies sollte aber gemäß dem Sportwissenschaftler und Leiter des Sport- und Bewegungsangebotes pro move von pro mente steiermark, Stefan Behaghel, tunlichst vermieden werden: „Unser Körper wird nicht umsonst ‚Bewegungsapparat‘ genannt. Wir sind nicht dazu geschaffen, länger zu sitzen oder zu liegen“. Die Sporttherapeutin und Sportwissenschaftlerin am Neuromed-Campus in Linz, Linda Seiwald, führt dazu weiter aus, dass „wir […] zwar nicht unbedingt laufen [müssen], um gesund zu bleiben, aber jeder braucht irgendeine Form von regelmäßiger, ausdauernder Bewegung. Denn diese beugt vielen Leiden vor und kann auch Krankheitsverläufe verlangsamen oder stoppen“1. Zunächst sollte deswegen der Frage nachgegangen werden, worin eigentlich der Unterschied zwischen Bewegung und Sport liegt.

Unter Bewegung wird all das zusammengefasst, was wir im Alltag an Tätigkeiten verrichten, die nicht in sitzender oder liegender Position stattfinden. Dabei erreichen wir eine maximale körperliche Leistungsfähigkeit von ca. 30 %. Beanspruchen uns Aktivitäten über diesen Wert hinaus, dann spricht man von sportlicher Betätigung, da ab diesem Zeitpunkt ein Trainingsreiz gegeben ist.2

Körperliche Betätigung ist das A und O!

Doch der moderne Arbeitsalltag verlangt uns einiges ab, sodass, wie bereits erwähnt, Entspannungsphasen ohne körperliche Anstrengung reizvoller sind als eine Jogging-Runde nach der Arbeit oder die Verausgabung beim Krafttraining. Hinzu kommt, dass viele Berufe im Sitzen ausgeübt werden, weswegen wir uns über den gesamten Tag verteilt im Generellen viel zu wenig bewegen, und zwar in einem derart minimalen Ausmaß, sodass unser Körper darunter leidet.

Damit zumindest ein entsprechendes Bewegungspensum aber doch erfüllt werden kann, sollten verschiedenste Aktivitäten in den Alltag integriert werden, denn bei regelmäßiger Ausführung werden bereits einige gesundheitswirksame Mechanismen in Gang gesetzt. Und im Vordergrund steht hierbei das Gehen im Allgemeinen: Können Wege zu Fuß anstatt mit dem Auto oder den Öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden, beispielsweise der Gang in die Arbeit oder der tägliche Einkauf, dann sind dabei ca. 70 % unserer Muskulatur aktiv, womit der Bewegungsapparat im Allgemeinen positiv beansprucht wird. Zudem werden die Beine gekräftigt und die aufrechte Körperhaltung stärkt die Rumpfmuskulatur.3

Auch Tätigkeiten im Haushalt wie das Staubsaugen oder Putzen wirken auf unseren Bewegungsapparat positiv, ebenso das Treppensteigen oder das Gehen während eines Telefonates. Wenn sich also im Alltag die Möglichkeiten bieten, sich zu bewegen, so sollten diese wahrgenommen werden, um uns etwas Gutes zu tun.4

Trotzdem sollte Sport regelmäßig in den Alltag integriert werden.

Auch wenn häufige Bewegung im Alltag bereits wohltuend wirkt, so sind doch gezielte Trainingseinheiten maßgeblich, um die Bandbreite an positiven Wirkungsmechanismen ausschöpfen zu können und die allgemeine Fitness zu erhalten bzw. zu verbessern.5 Je nach Art des Trainings werden dabei verschiedenste Körperregionen beansprucht:6

  • Ausdauerbelastung
    Hierbei werden große Muskelgruppen des Körpers rhythmisch belastet, wodurch die Ausdauerleistungsfähigkeit gesteigert wird (so beispielsweise beim Nordic Walking, Wandern, Laufen, Radfahren, Rudern oder Schwimmen).
  • Kraftbelastung
    Die Leistungsfähigkeit der jeweils beanspruchten Muskeln wird erhöht genauso wie deren Knochendichte (zum Beispiel beim Training an Maschinen und mit Gewichten oder bei Übungen mit dem eigenen Körpergewicht).
  • Knochenstärkende Bewegung
    Bestimmte Muskelbewegungen lösen gleichzeitig auch entsprechende Belastungsreize auf die Knochen aus, wodurch Knochenmasse und -dichte aufgebaut werden (beispielsweise beim Tennis, Schnurspringen, Tanzen oder bei Ballsportarten).
  • Koordinationsübungen
    Diese trainieren das Zusammenspiel von Nerven und Muskulatur, schulen die motorische Reaktion und verbessern die Gleichgewichtsfähigkeit (zum Beispiel beim Stehen auf einem Bein, beim Balancieren auf Baumstämmen oder bei Reaktionsspielen im Allgemeinen).
  • Beweglichkeitsübungen
    Durch sie wird der Bewegungsspielraum in einem Gelenk verbessert, was beispielsweise durch Stretching möglich ist.

Anhand dessen wird deutlich, wie sich körperlich anspruchsvolles Training auf den Bewegungsapparat auswirkt. Nicht zu vernachlässigen ist dabei der positive Effekt die Körperorgane betreffend: Neben einer Verbesserung der Fitness im Allgemeinen werden auch das Herz-Kreislauf-System in seiner Gesamtheit oder die Lunge positiv beansprucht und deren Funktionen zugleich verbessert. Daneben profitiert die Psyche maßgeblich von entsprechender körperlicher Betätigung.

Mit Sport seelische Belastungen reduzieren und psychischen Erkrankungen vorbeugen.

Zahlreiche Studien belegen mittlerweile die positiven Einflüsse von Sport und Bewegung auf die Psyche: So lindert sportliche Betätigung nicht nur Symptome von Depressionen, sondern kann sogar wirkungsvoller als Medikamente sein, da durch Sport unter anderem der Botenstoff Cortisol, das sogenannte ‚Stresshormon‘, vermehrt ausgeschüttet wird, während dieser Vorgang bei depressiven Menschen blockiert ist.7 Auch die mit Sport einhergehende Freisetzung von Endorphinen hat einen positiven Einfluss, indem zum einen Glücksgefühle erzeugt, zum anderen gleichzeitig Ängste gelindert werden.8 Weitere Wirkungsmechanismen sind

  • der Abbau von Anspannung, Frust und Aggression,
  • die Stärkung des eigenen Selbstwertgefühls und die Steigerung des Selbstvertrauens,
  • ein Entgegenwirken der sozialen Isolation durch die sportliche Betätigung in Gruppen sowie
  • die Ablenkung von trüben Gedanken.9

Bewegung und Sport tragen gemäß den Ausführungen nicht nur wesentlich zur Aufrechterhaltung der körperlichen Fitness und in weiterer Folge Gesundheit bei, sondern auch zum psychischen Wohlbefinden. Wenn die Motivation dazu fehlt, nach einem langen Arbeitstag noch ausgiebige Trainingseinheiten zu absolvieren, so sollte zumindest darauf geachtet werden, den Körper mittels entsprechender Bewegung in Schwung zu halten. Denn erst mit der regelmäßigen körperlichen Betätigung kann langfristig für mehr Gesundheit im Allgemeinen gesorgt werden – eben ganz nach dem Motto ‚Quäle deinen Körper, ansonsten quält er dich‘.

 


1 Hartl, Thomas: Bewegung hilft der Psyche. In: meinegesundheit.at. Veröffentlicht im Dezember 2018.
URL: https://www.meinegesundheit.at/cdscontent/?contentid=10007.798461 [24.06.2021].

2 Vgl. Froböse, Ingo: Was ist der Unterschied zwischen Sport und Bewegung? In: SWR Wissen. Veröffentlicht am 11.04.2019.
URL: https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/gesundheit/1000-Antworten-Was-ist-der-Unterschied-zwischen-Sport-und-Bewegung,1000-antworten-1696.html [Stand: 24.06.2021].

3 Vgl. Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Gesunde Bewegung im Alltag. Zuletzt aktualisiert am 21.08.2017.
URL: https://www.gesundheit.gv.at/leben/bewegung/gesunde-bewegung/alltag [Stand: 24.06.2021].

4 Vgl. Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Gesunde Bewegung im Alltag.
URL: https://www.gesundheit.gv.at/leben/bewegung/gesunde-bewegung/alltag [Stand: 24.06.2021].

5 Vgl. Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Gesund bewegen und trainieren. Zuletzt aktualisiert am 21.08.2017.
URL: https://www.gesundheit.gv.at/leben/bewegung/gesunde-bewegung/training [Stand: 24.06.2021].

6 Vgl. Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Gesund bewegen und trainieren.
URL: https://www.gesundheit.gv.at/leben/bewegung/gesunde-bewegung/training [Stand: 24.06.2021].

7 Vgl. Simhofer, Doris: Bewegung gegen Depressionen. In: minimed.at. Zuletzt aktualisiert am 18.11.2020.
URL: https://www.minimed.at/medizinische-themen/psyche/sport-depression/ [Stand: 24.06.2021].

8 Vgl. Hartl, Thomas: Bewegung hilft der Psyche.
URL: https://www.meinegesundheit.at/cdscontent/?contentid=10007.798461 [24.06.2021].

9 Vgl. Hartl, Thomas: Bewegung hilft der Psyche.
URL: https://www.meinegesundheit.at/cdscontent/?contentid=10007.798461 [24.06.2021].

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Veröffentlicht am: 28.07.2021