Sommerzeit ist Urlaubszeit! Ob am Strand liegend, in den Bergen wandernd, Städte erkundend oder am Balkon entspannt sitzend – die Erholung vom Alltag steht dabei im Vordergrund. Aber wie verbringen wir den Urlaub tatsächlich so, dass wir am Ende wirklich wieder regeneriert durchstarten?

Nach vielen arbeitsreichen Wochen bzw. Monaten sehnen wir alle einige freie Tage abseits des Wochenendes herbei und vor allem jetzt im Sommer wollen wir dann so richtig Energie tanken – im Liegestuhl am Meer oder in der Hängematte daheim. Doch gelingt es uns auch wirklich immer, den Alltag gedanklich beiseitezuschieben und uns ordentlich zu erholen? Und warum verlangt unsere Psyche überhaupt diese Auszeit?

Urlaubsreif

Nach einer längeren Phase ohne Urlaub steigt im Generellen das Regenerationsbedürfnis – wir wollen uns erholen und entspannen und all die Dinge tun, die wir in den Alltag nur schwer integrieren können: „Im Alltag sind wir durch Arbeit und Lebensaufgaben fremdgetaktet, durch den Beruf genauso wie durch Haushalt und Kindererziehung. Wir stecken in Zeit- und Erledigungsschienen“¹, so Michael Sadre-Chirazi-Stark, deutscher Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychotherapeutische Medizin. Mit einigen freien Tagen in Form von Urlaub soll dieser ‚Fremdtaktung‘ entgegengewirkt werden: Wir wollen Neues erleben, Zeit mit Familie und Freund*innen verbringen, ohne Wecker aufstehen, Sport betreiben und gutes Essen genießen, vor allem aber keine Termine wahrnehmen.²

Auslandsreise oder Urlaub auf ‚Balkonien‘?

Demgemäß versuchen wir den Urlaub mit all den Dingen, für welche zwischen unzähligen Alltagsverpflichtungen keine Zeit bleibt, zu füllen. Und damit der Erholungsfaktor auch nicht zu kurz kommt, bevorzugen viele eine Reise ins Ausland. Zu Recht, wie die Professorin für Arbeitspsychologie an der Universität Münster, Carmen Binnewies, bestätigt: „Für das Abschalten ist es förderlich, wenn man wegfährt“³. Dies hängt damit zusammen, dass man daheim viele Dinge aus Gewohnheit erledigt, weswegen nicht immer Abstand vom Alltag genommen werden kann.⁴ Dennoch kann ein Urlaub daheim genauso erholsam sein, wenn dieser mit für sich persönlich erfüllenden Aktivitäten geplant wird. Und weil auf ‚Balkonien‘ beispielsweise Reisekosten sowie eine möglicherweise beschwerliche An- und Abreise entfallen, „kann man sich zu Hause genauso gut erholen“⁵, so Binnewies‘ Einwand.⁶

Inwiefern profitiert die Psyche von einer längeren Alltagsauszeit?

Im Vordergrund steht also immer das Aufladen der ‚Akkus‘. Und ob nun ein Domizil im Ausland fokussiert oder die freie Zeit zu Hause genossen wird – unsere Psyche profitiert je nach Aktivität enorm von der Auszeit: Hält man sich in den Ferien beispielsweise bevorzugt in der Natur auf, wird das Herz-Kreislauf-System gestärkt. Gleichzeitig werden Stresshormone abgebaut, wodurch auch die Alltagshektik in immer weitere Ferne rückt. Treibt man im Urlaub zudem Sport, ohne diesen irgendwie in den mit Terminen durchgeplanten Alltag integrieren zu müssen, bewirkt dies außerdem gute Laune, da Glückshormone wie Endorphine ausgeschüttet werden und der Stresslevel sinkt. Damit sorgt sportliche Betätigung im Urlaub auch für einen Erholungseffekt. Und nicht zuletzt fördert das Beisammensein mit Familie, Freund*innen oder der/dem Partner*in im Urlaub die Regeneration, was in weiterer Folge zur Steigerung des positiven Urlaubsgefühls beiträgt.⁷

Erholt nach zwei Tagen oder zwei Wochen?

Nun stellt sich die Frage, wie lange ein solcher Urlaub überhaupt andauern sollte, um von den positiven körperlichen/psychischen Wirkungsweisen zur Gänze zu profitieren und um sich überhaupt erholt zu fühlen. Der deutsche Psychotherapeut Gerhard Zimmerman empfiehlt „mindestens einmal im Jahr zwei Wochen Urlaub am Stück, besser drei. Bis wirklich eine Erholung eintritt und die Stresshormone im Körper abgebaut werden, können bis zu 14 Tage und in Einzelfällen auch mehr als 14 Tage vergehen“⁸. Anderer Meinung ist hier Binnewies, die auf mehrere Studien verweist: „Was man […] festhalten kann, ist, dass am Ende nicht die Länge das Entscheidende ist, sondern wie ich die Zeit erlebe“⁹. Damit können viele kürzere Urlaube denselben Erholungseffekt erzielen wie ein längerer.

Und wie bleibt uns das ‚Urlaubsfeeling‘ so lange wie möglich im Alltag erhalten?

Binnewies wird auf die Frage, wie lange die körperliche und psychische Regeneration nach dem Urlaub anhält, ganz konkret: „Der Erholungseffekt hält maximal drei Wochen an. Häufig auch nur eine Woche. Dann ist das Anspannungsniveau wieder auf dem Level wie vor dem Urlaub“¹⁰. Vor allem der berufliche Alltag habe uns dabei schnell wieder im Griff, denn viele hätten nach dem Urlaub noch mehr zu tun als davor, weil sich während der Abwesenheit Arbeit angesammelt habe, die nach der Rückkehr baldigst erledigt werden müsse, so Binnewies.¹¹

Um möglichst lange erholt zu bleiben, wird deswegen empfohlen, die letzten Urlaubstage stressfrei zu verbringen, nicht sofort nach der Reiserückkehr wieder zum Arbeitsplatz zurückzumüssen, sondern noch einige Tage zu Hause zu entspannen. Auch kleinere Pausen in der ersten Arbeitswoche oder den ersten Arbeitstag nach dem Urlaub generell auf einen Mittwoch zu legen, um nicht mehr allzu lange auf die freien Tage am Wochenende warten zu müssen, können dazu beitragen, so lange wie möglich vom erholsamen Urlaub zu profitieren. Ebenso sollten zahlreiche Besprechungstermine für die ersten Tage nach dem Urlaub nicht vereinbart werden und zudem kann es hilfreich sein, den E-Mail-Abwesenheitsmanager nach der Rückkehr zwei weitere Tage nicht zu deaktivieren, um sämtliche Anfragen in Ruhe bearbeiten zu können.¹²

Ob nun Ferien daheim oder im Ausland, für 2 Tage oder 2 Wochen – ein Urlaub wird dann als erholsam empfunden, wenn er Abwechslung zum Alltagsleben bietet und nicht mit Terminen oder mit gewöhnlichen Tätigkeiten gefüllt wird. Gestaltet man die freie Zeit also nach persönlichen Vorlieben ohne Verpflichtungen und vor allem stressfrei, fühlt man sich auch schnell ausgeruht und voller Energie. Und nicht zuletzt wird mit einem entspannten Urlaub – der Auszeit vom Alltag – ein wichtiger Beitrag für die Aufrechterhaltung des seelischen Wohlbefindens geleistet.

Damit wünschen wir Ihnen eine schöne und erholsame Urlaubszeit!

 

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¹ Grimm, Katharina: Endlich Urlaub! Wie viel Tage wir zum Erholen brauchen – und dieses Gefühl in den Alltag retten. In: stern.de.
URL: https://www.stern.de/wirtschaft/job/endlich-urlaub–wie-viele-tage-wir-zum-erholen-brauchen-und-das-gefuehl-in-den-alltag-retten-8822568.html [Stand: 08.06.2022].

² Vgl. Grimm, Katharina: Endlich Urlaub! Wie viel Tage wir zum Erholen brauchen – und dieses Gefühl in den Alltag retten.
URL: https://www.stern.de/wirtschaft/job/endlich-urlaub–wie-viele-tage-wir-zum-erholen-brauchen-und-das-gefuehl-in-den-alltag-retten-8822568.html [Stand: 08.06.2022].

³ Röttker, Corinna Clara: Zwei Tage Urlaub können besser als vier Wochen sein. In: welt.de. Veröffentlicht am 08.09.2017.
URL: https://www.welt.de/wirtschaft/karriere/bildung/article168451746/Zwei-Tage-Urlaub-koennen-besser-als-vier-Wochen-sein.html [Stand: 08.06.2022].

⁴ Vgl. Hellwig, Vanessa: Diese positiven und negativen Effekte kann Urlaub auf die Psyche haben. In: rnd.de. Veröffentlicht am 07.04.2022.
URL: https://www.rnd.de/reise/urlaub-welche-positiven-und-negativen-effekte-kann-reisen-auf-die-psyche-haben-LZOEDC2BQ5FELNIDPVXDK73GLQ.html [Stand: 08.06.2022].

⁵ Grimm, Katharina: Endlich Urlaub! Wie viel Tage wir zum Erholen brauchen – und dieses Gefühl in den Alltag retten.
URL: https://www.stern.de/wirtschaft/job/endlich-urlaub–wie-viele-tage-wir-zum-erholen-brauchen-und-das-gefuehl-in-den-alltag-retten-8822568.html [Stand: 08.06.2022].

⁶ Vgl. Grimm, Katharina: Endlich Urlaub! Wie viel Tage wir zum Erholen brauchen – und dieses Gefühl in den Alltag retten.
URL: https://www.stern.de/wirtschaft/job/endlich-urlaub–wie-viele-tage-wir-zum-erholen-brauchen-und-das-gefuehl-in-den-alltag-retten-8822568.html [Stand: 08.06.2022].

⁷ Vgl. o.A.: Erholsamer Urlaub: Das braucht die Psyche wirklich. In: wissenschaft.de. Veröffentlicht am 09.07.2021.
URL: https://www.wissenschaft.de/gesellschaft-psychologie/erholsamer-urlaub-das-braucht-die-psyche-wirklich/ [Stand: 08.06.2022]

⁸ Grimm, Katharina: Endlich Urlaub! Wie viel Tage wir zum Erholen brauchen – und dieses Gefühl in den Alltag retten.
URL: https://www.stern.de/wirtschaft/job/endlich-urlaub–wie-viele-tage-wir-zum-erholen-brauchen-und-das-gefuehl-in-den-alltag-retten-8822568.html [Stand: 08.06.2022].

⁹ Röttker, Corinna Clara: Zwei Tage Urlaub können besser als vier Wochen sein. In: welt.de. Veröffentlicht am 08.09.2017.
URL: https://www.welt.de/wirtschaft/karriere/bildung/article168451746/Zwei-Tage-Urlaub-koennen-besser-als-vier-Wochen-sein.html [Stand: 08.06.2022].

¹⁰ Ahlers, Alice: „Die Länge des Urlaubs spielt keine große Rolle“. In: stuttgarter-nachrichten.de. Veröffentlicht am 10.08.2018.
URL: https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.interview-urlaub-zu-hause-ist-erholsam-balkon-statt-ballermann.95905330-2d63-4461-8dbd-39360dd1e439.html [Stand: 08.06.2022].

¹¹ Vgl. Ahlers, Alice: „Die Länge des Urlaubs spielt keine große Rolle“.
URL: https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.interview-urlaub-zu-hause-ist-erholsam-balkon-statt-ballermann.95905330-2d63-4461-8dbd-39360dd1e439.html [Stand: 08.06.2022].

¹² Vgl. o.A.: Erholsamer Urlaub: Das braucht die Psyche wirklich.
URL: https://www.wissenschaft.de/gesellschaft-psychologie/erholsamer-urlaub-das-braucht-die-psyche-wirklich/ [Stand: 08.06.2022] und
vgl. Grimm, Katharina: Endlich Urlaub! Wie viel Tage wir zum Erholen brauchen – und dieses Gefühl in den Alltag retten.
URL: https://www.stern.de/wirtschaft/job/endlich-urlaub–wie-viele-tage-wir-zum-erholen-brauchen-und-das-gefuehl-in-den-alltag-retten-8822568.html [Stand: 08.06.2022].

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Veröffentlicht am: 06.07.2022